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Umfrage zeigt, was Arbeitnehmer zur Steuerbefreiung von Überstundenzuschlägen denken

 – Alexander Jünger

Indeed hat 1.000 deutsche Arbeitnehmer zwischen 18 und 65 Jahren zur Steuerbefreiung von Überstundenzuschlägen für Vollzeitangestellte befragt. Die Mehrheit (63,9 Prozent) der Befragten befürwortet dies grundsätzlich, sorgt sich aber vor Auswirkungen auf ihr Privatleben und ihre Gesundheit. Außerdem könnte die geplante Steuerbefreiung der Zuschläge auf Überstunden als Fehlanreiz dienen.

30,5 Prozent der Befragten finden eine solche Regelung hingegen nicht gut - weitere 5,6 Prozent sind sich bislang noch unsicher. Viele Arbeitnehmer sorgen sich aber auch vor möglichen negativen Auswirkungen.

Der Umfrage zufolge befürworten Personen mit einem vergleichsweise hohen Netto-Haushaltseinkommen in Höhe von mehr als 5.000 Euro eine Steuerbefreiung von Überstunden (75,7 Prozent) deutlich häufiger. Allerdings leisten diese Personen auch bereits jetzt schon überdurchschnittlich oft Überstunden und würden somit direkt von einer solchen Regelung profitieren.

Konkret gaben 93 Prozent der Menschen mit einem Netto-Haushaltseinkommen in Höhe von mehr als 5.000 Euro an, regelmäßig nicht 21 oder mehr Überstunden pro Monat zu leisten. In der Gesamtbevölkerung fällt dieser Wert mit 26,8 Prozent deutlich niedriger aus. Unabhängig vom Haushaltseinkommen bewerten Frauen eine Steuerbefreiung von Überstunden zudem seltener (60,2 Prozent) positiv als Männer (67,2). Noch deutlicher fällt dieser Vergleich zwischen Teilzeit- (53,7 Prozent) und Vollzeitangestellten (67,2 Prozent) aus.

Sorgen vor Ausnutzung gesundheitlichen Folgen
Finanzminister Christian Lindner hat bereits vor Wochen vorgeschlagen, eine mögliche Steuerentlastung auf geleistete Überstunden nur für Vollzeitangestellte zu erlauben. Dadurch soll verhindert werden, dass mehr Menschen in Teilzeit angestellt und die dadurch entstandenen Gehaltseinbußen steuerfrei ausgeglichen werden. 47,3 Prozent der Befragten denken, dass eine solche Regelung Teilzeitbeschäftigten gegenüber ungerecht wäre, während 44,1 Prozent der Befragten dies nicht so sehen. Der Zustimmungswert zu dieser Aussage liegt bei Voll- und Teilzeitbeschäftigten exakt gleich hoch.

Etwas mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehmer (54,9 Prozent) sorgen sich zudem darum, dass Arbeitgeber eine Regelung zur Steuerbefreiung von Überstunden ausnutzen könnten. 60 Prozent befürchten sogar negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Privatleben. Deutlich weniger Menschen (35,8 Prozent) haben hingegen Bedenken, dass dem Staat durch steuerfreie Überstunden wichtige Einnahmen entgehen werden.

“Unsere Umfrage zeigt, dass die Arbeitnehmenden einer steuerlichen Entlastung von Überstunden grundsätzlich positiv gegenüberstehen", kommentiert Dr. Annina Hering, Arbeitsmarktexpertin und Ökonomin von Indeed, die Umfrageergebnisse. Eine solche Maßnahme wäre "also zumindest in der Theorie geeignet, um den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen und zu einer Steigerung der Produktivität in Deutschland beizutragen". Allerdings befürcht Hering, dass dies in der Praxis keineswegs der Fall sein werde. Sie ergänzt: “Berechtigterweise sorgen sich 60 Prozent der Arbeitnehmenden in Deutschland, dass sich eine Regelung zur Steuerbefreiung von Überstunden negativ auf ihr Privatleben sowie ihre Gesundheit auswirken und von Unternehmen ausgenutzt werden könnte. Schließlich schafft ein solches Gesetz Anreize dafür, dem Arbeitskräftemangel in Unternehmen durch mehr Überstunden zu begegnen, anstatt offene Stellen möglichst schnell zu besetzen. Mehr Überstunden führen jedoch auch zu mehr Krankschreibungen. Die Förderung von Überstunden wird den Arbeitskräftemangel in Deutschland deshalb nicht lösen, sondern sogar verstärken."

Zudem würde es eine solche Regelung erschweren, mehr Teilzeitkräfte in Vollzeitjobs zu überführen. Schließlich arbeiten aktuell besonders viele Frauen in Teilzeitjobs. Wenn Männer in ihren Vollzeitjobs zukünftig noch mehr Überstunden leisten und diese Überstunden noch höher bezahlt werden, bleibt ihnen weniger Zeit für Care-Arbeiten wie die Kinderbetreuung. Frauen werden dadurch hingegen die Argumente und auch die Zeit genommen, selbst mehr zu arbeiten. Das sei "ein großes Problem".

Ein kleines Rechenexempel: Würden die rund neun Millionen Frauen, die aktuell in Teilzeit arbeiten, künftig nur zwei Stunden mehr pro Woche arbeiten, würden in Deutschland jeden Monat 72 Millionen zusätzliche Arbeitsstunden zusammenkommen. So viel Potenzial am Arbeitsmarkt kann eine Steuerbefreiung von Überstunden jedoch nach Herings Auffassung "keinesfalls freisetzen". Die Bundesregierung solle daher "lieber mehr Geld in die Kinderbetreuung investieren, damit mehr Frauen arbeiten gehen können, weniger Vollzeitangestellte Überstunden machen müssen und die Arbeit in Deutschland auf mehr Schultern verteilt wird. Eine Steuerbefreiung der Zuschläge auf Überstunden löst hingegen keine Probleme.”

Über die Umfrage
Indeed hat mit Unterstützung des Marktforschungsinstituts Appinio zwischen dem 29. und dem 30. Mai 2024 insgesamt 1.000 Arbeitnehmer in Deutschland nach ihrer Meinung zu steuerfreien Überstunden sowie ihrer generellen Einstellung zum Thema Überstunden befragt. Die Umfrage ist für die Altersgruppe zwischen 18 und 65 Jahren repräsentativ.

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