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Kostendruck und KI-Strategie: Lufthansa kündigt massiven Stellenabbau an

 – Alexander Jünger

Die Lufthansa Group stellt ihre Verwaltung neu auf und streicht weltweit rund 4000 Stellen - etwa ein Fünftel aller Arbeitsplätze in diesem Bereich. Besonders betroffen ist Deutschland, wo der Konzern die meisten Mitarbeitenden beschäftigt. Hintergrund sind schwache Ergebnisse: Im ersten Halbjahr 2025 erwirtschaftete der Konzern zwar 18 Milliarden Euro Umsatz, der Gewinn lag jedoch nur bei 149 Millionen Euro. Die Kernmarke Lufthansa verzeichnete sogar ein Minus von 274 Millionen Euro.

Arbeitsdirektor Michael Niggemann spricht von einer „dramatischen“ Lage und kündigt tiefgreifende Veränderungen an. Im Fokus stehen Effizienzsteigerungen, die engere Vernetzung der Tochtergesellschaften sowie der verstärkte Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Automatisierung, etwa im Kundenservice. Doppelarbeiten sollen abgebaut und Prozesse gestrafft werden.

Der Stellenabbau soll möglichst sozialverträglich erfolgen. Geplant sind Abfindungen, Transfergesellschaften und der Verzicht auf Nachbesetzungen bei altersbedingten Abgängen. Gleichwohl schließt der Konzern nicht aus, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. „Wir müssen im Blick haben, wo wir die besten Qualifikationen finden“, so Niggemann.

Klar ist: Der Lufthansa Group fehlt Kapital für dringend benötigte Investitionen in Flugzeuge, Lounges und Services. Dafür seien rund 1,5 Milliarden Euro erforderlich. Die Einschnitte in der Verwaltung sollen die Basis schaffen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Erste konkrete Maßnahmen gibt es bereits: Das Call Center im kanadischen Peterborough wird geschlossen.

Auch die Rolle des Kundenservice insgesamt wird sich verändern. Lufthansa setzt verstärkt auf digitale Lösungen wie automatisierte Self-Service-Angebote und KI-gestützte Chatbots. Ziel ist es, Standardanfragen schneller und kostengünstiger zu bearbeiten. Gleichzeitig sollen komplexere Anliegen gebündelt in spezialisierten Service-Einheiten bearbeitet werden. Für die Beschäftigten bedeutet das neue Qualifizierungsanforderungen, für die Kundschaft eine Mischung aus digitaler Effizienz und persönlicher Betreuung. Weitere Entscheidungen zu Standorten und Strukturen im Servicebereich sollen in den kommenden Monaten folgen – stets in enger Abstimmung mit den Sozialpartnern

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