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Schweizer Arbeitskräfte umgehen stillschweigend Homeoffice-Regeln

 – Alexander Jünger

Was offiziell geregelt scheint, wird in der Praxis häufig unterlaufen: Rund ein Drittel der Schweizer Arbeitnehmenden erhält laut einer aktuellen von Indeed beauftragten Umfrage informelle Zusagen für zusätzliche Homeoffice-Tage, obwohl sie damit die betrieblichen Vorschriften umgehen - solange die Leistung stimmt. Damit rückt das so genannte „Hushed Hybrid“-Modell in den Fokus: eine stillschweigende Vereinbarung zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften, die den Widerspruch zwischen Flexibilitätswunsch und formellen Vorgaben auflösen soll.

Die Ergebnisse der von Indeed beauftragten Umfrage unter 500 Berufstätigen, die mindestens einen Tag pro Woche im Homeoffice arbeiten, zeigen deutlich: 59,8 Prozent der Befragten sind mit den geltenden Regelungen unzufrieden, fast ein Drittel sogar stark. Gleichzeitig geben 49 Prozent an, gezielt private Termine auf Präsenztage zu legen, um so zusätzliche Heimarbeitstage zu erschleichen. Das Vertrauen in starre Regeln ist gering und die Kontrolle meist schwach: In fast der Hälfte der Fälle (45,4 Prozent) wird nicht oder nur locker überprüft, ob sich Mitarbeitende an die Vorschriften halten.

Der Wunsch nach mehr Autonomie ist groß: Fast 47 Prozent würden Lohneinbußen akzeptieren, um flexibel von zu Hause aus zu arbeiten. Besonders gravierend: 42,4 Prozent würden den Arbeitgeber wechseln, wenn eine vollständige Rückkehr ins Büro verlangt würde. Trotz dieser klaren Signale mehren sich unter Schweizer Unternehmen die Stimmen, die wieder stärker auf Präsenz setzen wollen. Ein Spannungsverhältnis, das Führungskräfte häufig durch inoffizielle Kompromisse überbrücken.

Doch nicht nur das Ausweichen in den Heimarbeitsplatz prägt die hybride Arbeitswelt: Rund 72 Prozent entscheiden sich gezielt für mehr Präsenz, wenn sie persönliche oder berufliche Vorteile darin sehen. Genannt werden etwa Beziehungspflege (31,2 Prozent), der Zugang zu informellen Informationen oder der Tapetenwechsel.

Dr. Stefanie Bickert, Karriereexpertin bei Indeed, warnt: „Unternehmen, die ihre Rückkehrstrategien ohne Rücksicht auf die Lebenswirklichkeit ihrer Mitarbeitenden durchsetzen wollen, riskieren Frust, Vertrauensverlust und eine immer größere Lücke zwischen Regelwerk und Alltag.“ Wer den Kulturwandel strategisch gestaltet und auf Transparenz und Vertrauen setzt, könne hingegen Fachkräfte gewinnen und langfristig binden.

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