Interview zu Arbeitsübelkeit: Montags muss ich immer kotzen!
Über Arbeitsübelkeit, ihre Folgen und Hilfe zur Selbsthilfe sprachen wir mit Anja Niekerken, Autorin, Beraterin und Trainerin für Kommunikation und Wahrnehmung.
CallCenterProfi: Frau Niekerken, in Ihrem aktuellen Buch „Montags muss ich immer kotzen!“ schildern Sie, wie ständige Erreichbarkeit, Leistungsdruck, immer weniger Zeit und Einheitsbrei den Menschen die Lust an der Arbeit nehmen. Umstände, die auch in der Call und Contact Center-Branche an der Tagesordnung sind. Wie rutscht man in die Abwärtsspirale hinein?
Niekerken: Es gibt natürlich jede Menge Gründe, aber ich behaupte einfach mal, dass wir uns in 90 Prozent der Fälle selbst sabotieren beziehungsweise uns von unserem eigenen Kopfkino selbst sabotieren lassen. Vor lauter Nachdenken kommen wir zu nichts mehr. Schlimmer noch: Uns fallen auf einmal 1.000 Gründe ein, warum wir etwas so richtig doof finden und wir montags immer kotzen müssen. Die Kollegin Petra Bock nennt das Ganze „Mindfuck“. Ein sehr treffender Begriff, wie ich finde, denn wenn wir erst mal auf den Zug der negativen Gedanken aufgesprungen sind, dann sind wir überzeugt: Das ist so! Dabei findet die Negativspirale ausschließlich in unserem Kopf statt.
CallCenterProfi: Und wie kommt man aus dem Mindfuck-Kopfkino wieder heraus?
Niekerken: Wir müssen lernen, anders zu denken und unseren Gedankenfokus nicht auf die schlechten, sondern auf die guten Dinge lenken. Zugegeben, dass ist nicht einfach und erfordert Übung. Beispielsweise hilft es, vor dem Zubettgehen drei bis fünf Dinge aufzuschreiben, die heute bei der Arbeit gut waren, und drei bis fünf Dinge, auf die ich mich morgen freue. Das kann auch das nette Gespräch mit Kollegen in der Kaffeeküche sein: Hauptsache positiv!
CallCenterProfi: Gerade in strukturschwachen Regionen fällt ein Jobwechsel oftmals schwer. Wie gelingt es, eingefahrene Strukturen im Kopf zu verändern und das – eventuell schon seit Jahren – gewohnte berufliche Umfeld in einen neuen, positiven Kontext zu bringen?
Niekerken: Vor allem muss ich mir bewusst machen, dass meine Denkmuster eingefahren sind! Wir glauben ja ganz häufig, wir wären flexibel - sind wir aber nicht. Das ist schon mal der erste Schritt: ein ehrlicher, realistischer Blick auf sich selbst. Und dann muss ich losgehen in die neue Richtung, in die ich will. Mit kleinen Schritten, ohne gleich eine 180-Grad-Wendung zu erwarten. Jeden Tag einen kleinen Schritt und dann klappt das auch mit der Veränderung im Kopf.
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