Interview: Führen mit Humor

Über Humor als Führungsinstrument und was "artgerechte" Kommunikation damit zu tun hat, darüber sprachen wir mit Oliver Straubel, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Holism GmbH.
CallCenterProfi: Herr Straubel, Sie beraten seit über 20 Jahren Führungskräfte und Organisationen. Warum ist ausgerechnet Humor ein wichtiges Führungsinstrument in unserer von Krisen und Wandel geprägten Zeit?
Oliver Straubel: Weil unser Gehirn darauf programmiert ist, mit Humor besser zu lernen. Führung bedeutet nicht nur, Strukturen zu gestalten, sondern auch, Menschen durch Unsicherheiten zu führen. Und Unsicherheit erzeugt Stress – was den Elefanten in uns in den Fluchtmodus versetzt. Humor durchbricht diesen Reflex. Er schafft Sicherheit, reduziert Widerstand und ermöglicht es, neue Perspektiven zuzulassen. Gerade in Krisen brauchen wir Humor. Nicht, um Dinge „leichter“ zu machen, sondern um sie anders zu betrachten – und genau das ist der Schlüssel für intelligente Führung.
CallCenterProfi: Humor kann Spielräume und Entwicklungsfelder schaffen. Aber wo setzt er sinnvoll an? Gibt es Situationen, in denen Humor besser funktioniert als in anderen?
Oliver Straubel: Definitiv. Humor heilt dort am stärksten, wo Unsicherheit herrscht – zum Beispiel in Veränderungsprozessen. Menschen erleben Wandel oft als Bedrohung, weil unser Elefant stets nach Stabilität sucht. Ein intelligent eingesetzter Humor schafft hier Entspannung, synchronisiert Teams emotional und ermöglicht, dass neue Ideen nicht reflexartig abgelehnt, sondern ausprobiert werden. Das ist keine Frage des Zufalls, sondern von intelligentem Einsatz. Wo Kooperation gefährdet ist, ist Humor fast immer ein Gamechanger – und eine der effektivsten Strategien für intelligente Führung.
CallCenterProfi: Viele Führungskräfte befürchten, durch den Einsatz von Humor nicht ernst genommen zu werden. Was entgegnen Sie diesen Bedenken?
Oliver Straubel: Dieser Trugschluss basiert auf der falschen Annahme, dass Humor gleichbedeutend mit Albernheit ist. Doch es geht nicht darum, als Führungskraft „lustig“ zu sein – es geht darum, Spiel-Räume zu schaffen, in denen Menschen sich trauen, zu interagieren. Humor ist kein Freifahrtschein für Beliebigkeit, sondern ein Werkzeug, um Vertrauen aufzubauen und Komplexität zu reduzieren. Kooperation entsteht nicht durch Hierarchie, sondern durch Verbundenheit – und Humor ist einer der intelligentesten Wege, diese herzustellen. Wer das als Führungskraft ignoriert, verschenkt Potenzial – nicht nur in der Zusammenarbeit, sondern in der gesamten Organisations- und Führungskultur.
Über Oliver Straubel:
Oliver Straubel ist geschäftsführender Gesellschafter der Holism GmbH in Dortmund mit Fokus auf Change-Management und Organisationsentwicklung. Mit Expertise in BWL und Psychologie unterstützt er Unternehmen bei Veränderungsprozessen. Als Redner und Berater für Führungskräfte vermittelt er komplexe Themen praxisnah und wirkungsvoll. Seine Arbeit zeigt, wie erfolgreicher Wandel durch das Zusammenspiel von Menschen, Prozessen und Organisation entsteht. Sein Grundprinzip: Veränderung basiert primär auf Menschen, nicht auf Strukturen.
Oliver Straubel auf LinkedIn
Mehr über Humor als Führungsinstrument lesen Sie in Ausgabe II-2025 des Fachmagazins oder (mit gültigen Zugangsdaten) hier im Online-Archiv.
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