Wenn das Call Center zur Falle wird: Betrug bei United Airlines

Der Anruf bei der offiziellen Kundenhotline von United Airlines sollte für Dan Smoker aus Denver eigentlich Routine sein. Doch er endete in einem der rätselhaftesten Betrugsfälle der vergangenen Monate. Nach einem mehr als dreistündigen Telefonat mit einer angeblichen Servicemitarbeitern der Fluggesellschaft "verschwanden" 17.328 Dollar von seiner Kreditkarte, während ihm parallel ein neuer Flug bestätigt wurde.
Besonders irritierend: Smoker hatte die offizielle Telefonnummer der Fluggesellschaft gewählt. Zunächst sprach er mit einer Mitarbeiterin, später mit einem Mann, der sich „David“ nannte. Dieser überzeugte ihn, dass zur Sicherung einer Umbuchung eine hohe Anzahlung nötig sei, die vollständig erstattet werde. Eine E-Mail bestätigte den neuen Flug ab Newark im US-Bundesstaat New Jersey – mit dem Hinweis auf eine baldige Rückzahlung. Doch das Geld blieb verschwunden.
Erst bei genauerer Prüfung wurde klar, dass die Bestätigung von einer betrügerischen Domain stammte und voller fehlerhafter Angaben war. Abgebucht wurde der Betrag von einem Unternehmen in Iowa. United Airlines selbst hatte die Zahlung nie erhalten.
Rätselhaft bleibt, wie die Betrüger vorgingen. Während Smokers Handy eine Gesprächsdauer von über drei Stunden dokumentiert, verzeichnet United nur einen kurzen Anruf von 13 Minuten. Experten vermuten eine Art Zwischenschaltung: Der Betrüger ließ Smoker in der Warteschleife verharren und kontaktierte parallel das echte Call Center, um im Namen des Kunden eine Buchung vorzunehmen.
Der Fall zeigt, wie professionell Kriminelle inzwischen vorgehen. Sie nutzen nicht nur technische Schlupflöcher, sondern auch menschliches Vertrauen. Indem sie die Hotline als Eintrittspunkt wählten, gelang es ihnen, eine Seriosität vorzutäuschen, die selbst erfahrene Kunden täuschte.
Dieser Vorfall ist nicht nur für die Luftfahrtindustrie ein Alarmsignal. Er macht deutlich, dass Kommunikationskanäle ebenso wie interne Prozesse manipulierbar sind. United Airlines erklärte, den Fall zu prüfen, hält sich mit Details jedoch zurück. Für das Unternehmen geht es nicht allein um finanzielle Verluste, sondern vor allem um das Vertrauen der Passagiere. Ein Anruf bei der Hotline muss als sicher gelten und genau dieser Grundsatz steht nun in Frage.
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