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Studie aus England: Keine Zeitersparnis bei ärtzlicher Erstberatung am Telefon

 – Alexander Jünger

Der englische National Health Service hat in seinen Informationen die Angaben von Anbietern von ärztlichen Erst-Konsultationen am Telefon übernommen. Tenor: Verbesserte Versorgungsqualität, 20 Prozent weniger Besuche bei Notfallambulanzen und bis zu 100.000 Euro weniger Kosten pro Jahr für teilnehmende Arztpraxen. Eine Untersuchung des Cambridge Centre for Health Services Research konnte diese Versprechen aktuell nicht bestätigen. Im Gegenteil.

Die Angebote heißen „GP Access“ oder „Doctor First“ und sollen für eine effizientere Verwaltung der Patientenbesuche sorgen. Das Funktionsprinzip ist dabei ähnlich: Anrufe von Patienten werden an ein spezialisiertes Call Center weitergeleitet, in dem die Patientendaten aufgenommen und dann an den betreffenden Allgemeinmediziner übergeben werden. Der nimmt dann noch am gleichen Tag per Telefon Kontakt zum Patienten auf und entscheidet im Gespräch, ob ein Besuch in der Praxis sinnvoll oder erforderlich ist. Die Anbieter solcher Dienstleistungen führen Zeitersparnis auf Seiten der Ärzte und Patienten an. Parallel sollen die Ärzte und die medizinische Infrastruktur - auch finanziell - entlastet werden.

Eine aktuelle Untersuchung des Cambridge Centre for Health Services Research, ein gemeinsames Projekt der Universität mit dem Unternehmensberater „RAND Europe“, hat diese Behauptungen nun untersucht, wie das "Ärzteblatt" in seiner Online-Ausgabe berichtet. Demnach kam es zwar zu einem Rückgang der direkten Patienten-Kontakte im Sprechzimmer (von 13 auf neun), im Gegenzug mussten die Ärzte aber deutlich mehr Telefonate führen (zwölf statt bisher drei). Das entspricht acht Prozent mehr Zeitaufwand für Patienten-Gespräche.

"Auch die Behauptung, die telefonischen Erst-Konsultationen würden die Versorgungsqualität verbessern, weil weniger Patienten die Notfallambulanzen in Anspruch nehmen, konnte die Studie nicht bestätigen", schreibt das "Ärzteblatt". Statt dessen sei es sogar zu einer leichten Zunahme der Krankenhausaufnahmen um drei Prozent gekommen. Die Zahl der Kontakte mit den Notfallambulanzen ging nach einiger Zeit um zwei Prozent pro Jahr zurück. Messbar, doch deutlich geringer, als von den Anbietern versprochen. Gleiches gilt für die Einsparungen bei den Praxiskosten. Hier wurde statt dessen sogar ein Anstieg um 11.776 Pfund pro 10.000 Patienten festgestellt.

Wie weiter zu lesen ist, seien die Patienten hingegen mit dem Angebot überwiegend zufrieden gewesen. Der Vorteil, zeitnah mit ihrem Arzt sprechen zu können, liegt für sie auf der Hand. Viele waren jedoch der Ansicht, dass es schwer sei, dem Arzt ihre gesundheitlichen Beschwerden am Telefon angemessen mitzuteilen.

Den kompletten Beitrag auf aerzteblatt.de inklusive einer Management Summary der Studie können Sie hier nachlesen ...

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