CallCenter Profi

Interview: Betrugsprävention per Telefon

 – Alexander Jünger

Über Betrugsprävention per Telefon sprachen wir mit Jürgen Vollmer, Director Central & Eastern Europe bei Pindrop Security.

CallCenterProfi: Herr Vollmer, die menschliche Sprache gilt als eines der sichersten Authentifizierungsmethoden, doch jüngste Meldungen zeigen, dass auch Stimmbiometrie relativ leicht zu hacken und zu manipulieren ist. Reicht die Nutzung der Stimme als Passwort allein noch aus?

Vollmer: Nein, das hat sie meines Erachtens noch nie. Wir benötigen eine Multifaktor-Authentifizierung über die Stimme und zum Beispiel den Audioabdruck des Endgerätes, das Eingabeverhalten, den Anruferstandort, den Telko-Anbieter oder andere.

CallCenterProfi: An personenbezogene Informationen zu kommen, ist für Betrüger verhältnismäßig einfach. Werden doch viele Daten auch in Social Media-Profilen der Nutzer „verraten“. Doch wie lässt sich überhaupt eine Stimme manipulieren, wenn Biometrie zur Erkennung zum Einsatz kommt?

Vollmer: Stimmen können mit ausreichenden akustischen Aufzeichnungen synthetisch erzeugt werden. Das ist jedoch für den Privatkunden zu aufwendig. Interessanter wird das, wenn eine synthetische, automatisierte Stimme die Standardangriffe autark übernehmen kann. Google Duplex legt eine erste Basis für diese Art von Attacken. Bestimmte Befehle und Eingaben können auch aus bestehenden Audioaufzeichnungen zusammengefügt werden. Das kann mit der Kommunikation mit IVRs eingesetzt werden. Ein weiterer Ansatz ist, Stimmen zu verfremden. So können Männer als Frauen auftreten oder bekannte Stimmen verändert werden.

CallCenterProfi: Mit Shop Direct setzt Großbritanniens zweitgrößter E-Commerce-Anbieter auf Betrugsprävention auf Basis von Pindrop-Technologie. Ab welchem Volumen telefonischer Transaktionen „lohnt“ sich der Einsatz auf Anwenderseite?

Vollmer: Ein Einsatz mit einer Installation der Lösung im Unternehmen lohnt sich finanziell in der Regel erst ab einem Anrufvolumen von 750.000 Calls pro Jahr. Je nach Branche und Sicherheitsanforderungen können die Volumen auch kleiner sein. Allerdings wird die Authentifizierung bei Anrufen auch vermehrt von Telekommunikationsanbietern wie zum heutigen Zeitpunkt von AT&T, Sprint, Verizon oder BT als Mehrwert angeboten. Dann ist auch eine Wirtschaftlichkeitsrechnung für unsere kleineren Kunden mit wenigen Anrufen pro Tag, einfach aufzustellen.

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Mehr zum Thema Voice Fraud-Protection und der Abwehr von Betrugsversuchen über das Telefon lesen Sie in Ausgabe III-2018 des Fachmagazins CallCenterProfi. Leser mit gültigen Zugangsdaten finden den Beitrag hier im Online-Archiv.

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