CallCenter Profi

Call Center setzen auf Azubis

 – Alexander Jünger

Mitarbeitergewinnung ist im Call Center-Business eine schwierige Angelegenheit. Nicht erst seit gestern und nicht nur bei Führungskräften, sondern auch an der Basis. Auszubildende können hier ein Weg aus der Misere sein - wenn man denn welche findet. CallCenterProfi hat im Zuge des aktuellen Rankings auch diesen Umstand unter den Teilnehmern erfragt.

Im vergangenen Jahr fanden 34 Prozent aller Unternehmen in Deutschland keinen Auszubildenden für eine ausgeschriebene Lehrstelle. Jede zehnte Firma, das sind hierzulande 17.000, erhält überhaupt keine Bewerbungen. Erschreckende Zahlen und eine Besserung ist im laufenden Jahr nicht wirklich zu erwarten. Dass dieser Effekt auch an der Call Center-Branche nicht vorbei geht, zeigt die Antwort des Mannheimer Call und Contact Center-Dienstleisters TEMA Marketing-Service GmbH auf die Frage, ob man selbst ausbilde. "Ja!", doch 2017 habe man keine geeigneten Bewerber gefunden und somit auch keine neuen Azubis begrüßen können.

Von den 36 am Ranking teilnehmenden Call und Contact Centern haben im Jahr 2017 insgesamt 29 Unternehmen selbst ausgebildet. Die fünf Dienstleister mit den meisten besetzten Lehrstellen waren:

  • Arvato CRM Solutions: 83
  • STRÖER Dialog Group GmbH: 75
  • Amevida: 43
  • Teleperformance Germany S.à. L. & Co. KG: 40
  • regiocom GmbH / snt Deutschland AG: 39

Nur wenige Azubis in der "Branche"
Bei der zur STRÖER Dialog Group gehörenden Marke D+S am Standort Münster begannen am 1. August zwei Fachabiturientinnen ihre Ausbildung zur Kauffrau für Dialogmarketing. Sie werden in den kommenden drei Jahren jedes Kundenprojekt, aber auch Positionen wie Fachberaterin und Teamleiterin kennenlernen. Hinzu kommt der Unterricht an der Berufsschule. Bei entsprechender Eignung sollen die „Azubis“ nach dem erfolgreichen Abschluss dauerhaft übernommen werden. „Wir lernen unsere Fach- und Führungskräfte von morgen selbst an“, erklärt Gillian Scollie. Die Personalleiterin von D+S in Münster hat ihre Ausbildung vor zehn Jahren selbst im Unternehmen absolviert. Heute ist sie Teil des Führungsteams am Standort: „Viele Beschäftigte in der Branche sind Quereinsteiger", so Scollie, und "es gibt nur wenige Auszubildende". Ein Umstand, den man im Münsteraner Call Center" des Dienstleisters "ändern" will.

Auf die interne Ausbildung und Qualifizierung setzt man auch beim Dienstleister AMEVIDA aus dem Ruhrgebiet, der seit vielen Jahren an verschiedenen Standorten Azubis eine Chance gibt. "Unter den 2.260 Mitarbeitern sind zurzeit mehr als 50 Auszubildende", erfährt man aus einer aktuellen Presseinformation. Allein in diesem Jahr kamen 17 junge Menschen dazu. Ausgebildet werden Kaufleute für Dialogmarketing, Servicefachkräfte für Dialogmarketing, Kaufleute für Büromanagement und IT-Systemkaufleute. „Für uns ist diese eigene Ausbildung ein wichtiges Gut", sagt Vorstandssprecher Dr. Matthias Eickhoff. Denn nur mit qualifizierten eigenen Kräften könne man "unsere anspruchsvollen Ziele in einem wachsenden, aber umkämpften Markt behaupten.“

In diesem Jahr konnte man bei AMEVIDA insgesamt sechs selbst ausgebildete Jugendliche in eine Festanstellung übernehmen. Einer von ihnen ist Milan Hafke, der zuvor als Call Center-Agent tätig war. Damals noch ungelernt, weil er eigentlich nur "übergangsweise erstmal etwas Geld verdienen" wollte. Sein damaliger Teamleiter brachte ihn dann darauf, sich für einen Ausbildungsplatz im Hause zu bewerben. Heute, drei Jahre später ist der 25-Jährige gelernter Kaufmann für Dialogmarketing.

Übrigens: Laut Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung befanden sich im Jahr rund 2.900 Menschen in der Ausbildung zur Kauffrau oder zum Kaufmann für Dialogmarketing - im Jahr davor waren es noch 3.075 und im Jahr davor 3.132. Die Tendenz zeigt nach unten. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der beiden Ausbildungsberufe hat CallCenterProfi im Juli 2017 eine Standortbestimmung vorgenommen und mit Ausbildern, Personalverantwortlichen, Führungskräften und ehemaligen Auszubildenden der Call Center-Welt gespochen. Den daraus resultierenden Fachartikel "Zehn Jahre Ausbildungsberufe im Call Center: Von der Wirklichkeit eingeholt" können Sie - mit gültigen Zugangsdaten - hier im Online-Archiv nachlesen.

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