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Untersucht: Wie Parteien auf E-Mails von Bürgern reagieren

 – Alexander Jünger

Wie steht es mit der Wählerorientierung der großen Parteien und wie sehr bemüht man sich um den Wähler kurz vor der Bundestagswahl? Das haben die Tester von comcheck untersucht.

Zum dritten Mal nach den Bundestagswahlen 2005 und 2009 wollte comcheck wissen, wie sich die Parteien vor der Bundestagswahl um die Beantwortung von Bürgeranfragen per E-Mail kümmern. Die Tester von comcheck versendeten im Zeitraum von Juli bis August 2013 an CDU, SPD, FDP, Die Linke und Die Grünen sowie erstmalig an die Die Piraten sowie an die Alternative für Deutschland (AfD) jeweils 20 E-Mail-Anfragen mit der Bitte um entsprechende Stellungnahmen. Dabei stellten die Tester jeder Partei traditionell zu zehn unterschiedlichen Wahlkampfthemen jeweils zwei Anfragen, wie etwa zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zur Steuer-, Energie- und Gesundheitspolitik, Mindestlohn, Finanz-/Eurokrise, Aufnahme als Parteineumitglied etc..

Fazit: Die Quantität sinkt! Mit einer Bearbeitungsrate von 79 Prozent wurde in dieser dritten Messung in diesem Aspekt das schlechteste Gesamtergebnis erreicht! Nur zwei der zwanzig Tester haben Antworten von allen Parteien erhalten. Die geringste Beantwortungsrate erzielten insgesamt die Anfragen zur Finanz-/Eurokrise. Nur jede zweite E-Mail wurde zu diesem Thema beantwortet.Die AfD hat lediglich 30 Prozent aller Anfragen beantwortet und hat damit den geringsten Wert in dieser Messreihe erreicht. Unter den wenigen Antworten wird teilweise für Verständnis geworben, dass man inhaltlich als junge Partei noch nicht für alle politischen Themen bundesweit Positionen abstimmen konnte. Dies sollte jedoch kaum die Begründung dafür sein, dass die Partei auch die beiden Anfragen zur Finanz-/Eurokrise unbeantwortet ließ!

Doch auch andere Parteien "schwächeln" in der E-Mail-Kommunikation: Die Piraten und die Grünen ließen jede vierte Anfrage unbeantwortet! Während bei den Grünen eine Antwort entweder sehr schnell (durchschnittliche Bearbeitungszeit etwa vier Stunden) oder gar nicht kam, ist es bei den Piraten nicht ausgeschlossen, dass Anfragen auch einige Wochen später beantwortet werden. Negatives Beispiel ist eine Anfrage, die erst nach 26 Tagen beantwortet wurde. Quer über das komplette Testfeld ließen sich die Parteien im Durchschnitt circa 41 Stunden Zeit, um eine E-Mail zu beantworten. Insgesamt hatten die Parteien innerhalb von 24 Stunden knapp jede zweite Anfrage und nach drei Tagen etwa Zwei-Drittel aller Anfragen beantwortet.

FDP reagiert am schnellsten

Wie auch beim Test zur letzten Bundestagswahl wurden die Anfragen am schnellsten von der FDP beantwortet. Wenn auch diesmal nicht komplett beantwortet (95 Prozent), erhielten die Wähler durchschnittlich innerhalb einer sehr beachtlichen Reaktionszeit von nur etwa zwei Stunden eine Antwort. Verbesserungen gab es bei der SPD: Sowohl hinsichtlich der Beantwortungsrate (95 Prozent) als auch hinsichtlich der durchschnittlichen Bearbeitungszeit (im Schnitt 24 Stunden). Die CDU hingegen hat bei einer Beantwortungsrate von ebenfalls 95 Prozent mit 57 Stunden Bearbeitungszeit erneut länger als der Durchschnitt aller beteiligten Parteien benötigt."

Die Parteien beantworten die Bürgeranfragen schneller als in den letzten Wahlkämpfen. Die geringere Beantwortungsrate unserer Anfragen ist jedoch ein kleiner Rückschritt.“, kommentiert Dipl.-Kfm. Christian Hogertz, Geschäftsführer von comcheck, die Entwicklungen. „Zudem wäre es ratsam nicht nur Fakten zu übermitteln, sondern auch um die Menschen zu werben. So fällt beispielsweise auf, dass die Parteien nicht versuchen, den anfragenden Bürger über die Sozialen Netzwerke zu binden. Dabei kann dort ein fortwährender Dialog über den Wahltag hinaus geschaffen werden. Sympathisanten können informiert und mobilisiert sowie Stimmungen und Meinungsbildung eingefangen werden.“

Über die Erhebung:

Innerhalb des Testzeitraums vom 3. Juli bis zum 7. August 2013 wurden jeweils 20 E-Mails mit den gleichen Fragen an jede Partei gesendet. Insgesamt wurden zehn verschiedene Themen jeweils zweimal zentral angefragt. Dabei wurden alle Antworten gewertet, die bis zum 9. September 2013 beantwortet wurden.

Foto: pixelio.de / Doreen Bierdel

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