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Studie zeigt bei Unternehmen Nachholbedarf in Sachen Datenschutz

 – Alexander Jünger

Laut der aktuellen Studie "Datenschutz im Dialogmarketing" der artegic AG haben deutsche Unternehmen diese Verantwortung zwar erkannt, es existieren jedoch noch deutliche Mängel bei der praktischen Umsetzung des Datenschutzes sowie bei den Kenntnissen zur aktuellen Rechtslage. Eine klare Mehrheit sieht auch den Gesetzgeber in der Pflicht, für einheitliche und verständliche Standards zu sorgen.

In mehr als drei Viertel (77,8 Prozent) der deutschen Unternehmen genießt Datenschutz eine hohe Priorität. Nichtsdestotrotz sehen die Hälfte (49,6 Prozent) der Befragten noch Mängel bei der konkreten Umsetzung in ihrem Unternehmen. Die größten Mängel existieren beim Handel (61,5 Prozent) und bei kleinen Unternehmen mit 15 bis 50 Mitarbeitern (57,1 Prozent). In 45,2 Prozent der Unternehmen hat Datenschutz noch nicht den Stellenwert, den er laut Einschätzung der Befragtenhaben sollte. Dies gaben vor allem Befragte aus dem Handel (56,6 Prozent) und Unternehmen mit 15 bis 50 Mitarbeitern an (51 Prozent). Gerade Handelsunternehmen, welche die größten Mängel beim Datenschutz haben, erkennen diese Schwäche offenbar.In immerhin 40,4 Prozent der Unternehmen haben im Zweifel wirtschaftliche Interessen Vorrang vor dem Datenschutz – ein Widerspruch zu der behaupteten hohen Bedeutung von Datenschutz. Am stärksten stehen wirtschaftliche Interessen für Handels- (52,3 Prozent), Industrie- (47,9 Prozent) und B-to-B Unternehmen im Vordergrund. Dahingegen hat Datenschutz insbesondere bei Dienstleistern und Medienunternehmen Priorität.

Kenntnisse zur aktuellen Rechtslage sind unzureichend

Im Rahmen der Befragung zu den Kenntnissen im Datenschutz wurden den Teilnehmern rechtsfachliche Fragen aus der Marketingpraxis gestellt. Im Durchschnitt wurden nur 45,69 Prozent der Fragen richtig beantwortet. Interessanterweise schneiden Nutzer von E-Mail-Marketing nicht besser ab, als Nicht-Nutzer und dass obwohl meisten Fragen einen Bezug zum E-Mail-Marketing aufweisen. Im Branchenvergleich am besten stehen die Medienunternehmen da (51,26 Prozent) aber auch hier besteht noch Nachholbedarf. Interessanterweise gibt es keinen signifikanten Unterschied zwischen Befragten, die sich für gut informiert in Datenschutzfragen halten und solchen, die sich nicht für gut informiert halten.

Skepsis gegenüber Selbstregulierung überwiegt

Die Frage, ob der Datenschutz durch den Gesetzgeber reguliert werden muss oder eine Selbstregulierung der Wirtschaft ausreicht, ist eine der meistdiskutierten in der Datenschutzdebatte. Die Studie "Datenschutz im Dialogmarketing" kommt zu einem überraschenden Ergebnis. Eine deutliche Mehrheit der Befragten (69,9 Prozent) spricht sich für eine Regulierung durch die Politik aus. Dahingegen halten nur 25,2 Prozent eine Selbstregulierung für ausreichend. Der Großteil der Befragten (68,3 Prozent) findet außerdem, dass Datenschutzbestimmungen strenger kontrolliert werden müssen um keine Wettbewerbsverzerrung zu schaffen durch Unternehmen, die sich nicht an die Regeln halten.

Die deutsche Gesetzgebung scheint im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle einzunehmen. Auch wenn über die Hälfte aller Befragten (54,6 Prozent) die aktuelle Rechtslage im Datenschutz als intransparent und unverständlich ansehen, halten 45,7 Prozent der Befragten die deutschen Datenschutzgesetze für vorbildlich für einen europäischen Standard. Eine solche, europaweite Vereinheitlichung wäre für die Mehrheit (69,6 Prozent) der Unternehmen auch ein erforderlicher Schritt, um Wettbewerbsnachteile für deutsche Unternehmen zu verhindern.

"Die europäische Grundverordnung macht hoffentlich Schluss mit dem Umstand, dass US-Internet-Anbieter gegenüber europäischen Anbietern dadurch einen Wettbewerbsvorteil haben, dass sie bzgl. des Datenschutzes nicht wirksam kontrolliert werden können. Die Verordnung schafft einheitliche europäische Standards, die sich dann hoffentlich auch außerhalb der EU etablieren. Damit kann Datenschutz mittelfristig auch als Wettbewerbsvorteil wirken, als Vertrauensargument für die Verbraucherinnen und Verbraucher", befindet Dr. Thilo Weichert, Landesbeauftragter für den Datenschutz in Schleswig-Holstein.

Über die Studie:

Die Studie "Datenschutz im Dialogmarketing" befragt branchenübergreifend Unternehmens- und Marketing-Verantwortliche aus über 500 Unternehmen nach deren allgemeiner Einschätzung zum aktuellen Stand des Datenschutzes. Der Fokus liegt auf der Datennutzung im Dialogmarketing über Online-Kanäle. Die ERgebnisse werden im Rahmen der dmexco 2012 vorgestellt und in gedruckter Form an Interessierte verteilt. Außerdem steht die Studie hier - nach Registrierung - zum kostenlosen Download bereit.

Foto: Pixelio.de / Rainer Sturm

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