CallCenter Profi

Virtuelle Events: 3 Fragen an Ralf Mühlenhöver

 – Alexander Jünger

Über die Zukunft von Branchenevents nach einer überstandenen Corona-Pandemie - ob ganz real, komplett virtuell oder doch als hybride Mischform - sprachen wir mit Ralf Mühlenhöver, Geschäftsführer der voiXen GmbH und Verstalter der "voiXperience".

CallCenterProfi: Gab es besondere Herausforderungen bei der Umsetzung oder traten Hürden auf, die Sie im Vorfeld so gar nicht auf dem sprichwörtlichen Schirm hatten?

Mühlenhöver: Rückblickend würde ich sagen, dass das ganze Jahr 2020 eine Hürde war. Es haben viele Dinge nicht mehr wie gewohnt funktioniert und wir waren gezwungen, unsere Gewohnheiten abzulegen. Das ist an sich ja eine gute Sache und anhand der voiXperience sehen wir sehr deutlich, dass eine Krise auch immer eine Chance ist. Wir haben mit der voiXperience ein erfolgreiches Format geschaffen - an den Teilnehmerzahlen und am Feedback  sieht man, dass beide Ausgaben dieser Online-Veranstaltung sehr gut ankamen.

Im Nachhinein muss ich sagen, die größte Herausforderung war, das “alte, lieb Gewonnene” loszulassen und sich umzustellen. Wir hatten ursprünglich einen ganz klassischen Event vor Ort, in Hamm/NRW, geplant. Anfangs haben wir noch Zahlen beobachtet und gehofft, im Mai unseren gewohnten Alltag wiederzubekommen. Das scheint aus heutiger Sicht geradezu lächerlich. Aber niemand von uns kannte eine solche Situation: Eine Pandemie in unserer globalisierten Welt. Der berühmte Sack Reis in China, der umfällt, interessiert uns auch in Deutschland, und zwar sehr. Das ist mir sehr bewusst geworden.

Ansonsten muss ich sagen, dass die Umsetzung recht reibungslos lief. Es gibt verschiedene Tools und natürlich muss man sich einarbeiten, auch wenn die Tools mittlerweile sehr benutzerfreundlich geworden sind. Ich würde auf jeden Fall jedem zwei Testläufe empfehlen, damit auch die Übergänge von einem zum nächsten Referenten reibungslos laufen.

CallCenterProfi: Wie war das Feedback seitens Referenten und Besuchern? Was haben Sie bei der Neuauflage aufgrund des Feedback anders gemacht?

Mühlenhöver: Generell muss ich sagen, das Format lief schon beim ersten Mal ziemlich reibungslos. Wir haben Themen - und nicht Produkte - in den Vordergrund gestellt, was bei den Teilnehmern gut ankam. Wir haben unser technisches Equipment aufgerüstet, das kann ich jedem nur empfehlen. Man muss nicht das Kameraequipment des ZDF auffahren, doch gute Bild- und Tonqualität ist wichtig für die Zuschauer.

Das Online-Format hat uns aber auch neue Möglichkeiten eröffnet: Die beiden Keynote-Speaker einen gesamten Tag vor Ort zu haben, ist ein anderer Aufwand als 45 oder 60 Minuten online. Distanzen werden weniger wichtig: Im Herbst konnten wir Fabian Dittrich aus Montenegro bei unserer Online-Konferenz willkommenheißen.

CallCenterProfi: In "normalen Zeiten" würden sich Ende eines Jahres schon viele Branchenvertreter auf die CCW im Frühjahr in Berlin vorbereiten. Die wurde ja bekanntlich aufgrund der Pandemie-Situation in den Sommer verschoben. Was glauben Sie: Wird der CCW der Shift ins "New Normal" gelingen und wie muss sich die "Leitveranstaltung der Branche" aufstellen, um modernen Besucher- und Ausstelleransprüchen gerecht zu werden.

Mühlenhöver: Oh ja, wir vermissen die CCW im Februar 2021 jetzt schon. Die Veranstaltung zu verlegen, war während dieser Pandemie sicherlich die richtige Entscheidung. Ob das genau auf den Beginn der Ferienzeit wirklich ideal ist, wird sich zeigen. Insgesamt reagieren viele Veranstalter unserer Meinung nach zu langsam. Ich kann nicht ganz verstehen, warum etablierte Eventmanager das Feld nicht direkt im Frühjahr 2020 besetzt und sich mit attraktiven Online-Events positioniert haben. Es wurde schnell deutlich, dass selbst wenn Veranstaltungen vor Ort erlaubt sind, die Auflagen hoch und die Besucherzahlen niedrig sind. Wir müssen alle digital arbeiten und - wie schon erwähnt - können es uns nicht leisten, an den etablierten Formaten festzuhalten. Was Jahrzehnte funktioniert hat funktioniert 2020 leider nicht mehr.

Ich denke, generell werden wir in unserer Arbeitswelt zahlreiche der neuen Gewohnheiten etablieren. Nicht jedes Team-Meeting und jede Konferenz muss vor Ort stattfinden. Wissenstransfer kann online geschehen, es spart Zeit, Geld und CO2. Ich hoffe auch darauf, dass wir hier zukünftig bewusster reisen und handeln. Aber selbstverständlich möchte ich auch den persönlichen Austausch nicht missen. Wir Menschen brauchen den persönlichen Kontakt. Ich denke 2021 wird noch mal ein hartes Jahr für die gesamte Eventbranche, im Freizeit- noch mehr als im Businessbereich. Und wir werden manche Veranstalter nicht wiedersehen. Doch ich hoffe sehr, dass Networking und Messen in einem reduzierten Rahmen wieder stattfinden können.

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