CallCenter Profi

Virtuelle Events: 3 Fragen an Dirk Egelseer

 – Alexander Jünger

Über die Zukunft von Branchenevents nach einer überstandenen Corona-Pandemie - ob ganz real, komplett virtuell oder doch als hybride Mischform - sprachen wir mit Dirk Egelseer, Präsident des Call Center Verband Deutschland e. V. (CCV).

CallCenterProfi: Herr Egelseer, der CCV hat in der Pandemie-Situation quasi "Neuland" betreten und mit virtuellen Regionalgruppentreffen und sogar der ersten digitalen Mitgliederversammlung erfolgreich Online-Events auf die Beine gestellt. Wie zufrieden sind Sie rückblickend mit diesen Veranstaltungsformaten?

Egelseer: Wie so vieles in diesen Zeiten, so war natürlich auch für uns als Branchenverband der Schwenk zu reinen Online-Veranstaltungen eine große Herausforderung. Wir haben diese jedoch gerne angenommen, denn das Wichtigste war und ist uns, dass wir als Verband auch in Pandemiezeiten Präsenz zeigen und für unsere Mitglieder sichtbar und handlungsfähig bleiben. Die Regionaltreffen erfreuen sich großer Beliebtheit und erhalten auch regelmäßig tolles Feedback von den Teilnehmern. Die Jahrestagung war natürlich eine besondere Herausforderung, da sie ein „Bezahlformat“ war und das Angebot im Markt an Online-Veranstaltungen schon sehr umfangreich geworden ist. Dennoch bin ich froh und zufrieden, dass wir unsere traditionelle Jahrestagung in neuem Format abhalten konnten. Wir haben es – wie in den Präsenzveranstaltungen der letzten Jahre auch – geschafft, wieder hochkarätige Speaker aus Politik und Wirtschaft an Bord zu holen. Für mich ist und bleibt die Jahrestagung einzigartig für unsere Branche – diesen Anspruch haben wir auch für die Zukunft.

CallCenterProfi: Gab es besondere Herausforderungen bei der Umsetzung oder traten Hürden auf, die Sie im Vorfeld so gar nicht auf dem sprichwörtlichen Schirm hatten?

Egelseer: Natürlich gab es zahlreiche technische und organisatorische Hürden, die es zu meistern galt. Ich sehe hier aber den Weg als unser Ziel. Die Pandemie hat uns alle gezwungen, viel schneller digital zu handeln, als es unsere Gesellschaft und Wirtschaft jemals „freiwillig“ hinbekommen hätte. Insofern bekenne ich mich dazu, dass ich die Folgen dieser Krise nicht für ausschließlich negativ halte. Dass dann nicht alles auf Anhieb funktioniert, war eingeplant und traf sicher auch auf das Verständnis unserer Teilnehmer. Wie immer ist die Technik die Wichtigste aller Komponenten – wenn hier etwas nicht funktioniert, braucht man schnell einen Plan B. Zum Glück sind unsere Referenten teilweise spontan eingesprungen, um die eine oder andere technische Länge zu überbrücken.

CallCenterProfi: Wie war das Feedback seitens Referenten und Besuchern? Was haben Sie bei Neuauflagen der Formate aufgrund der Rückmeldungen anders gemacht?

Egelseer: Das Feedback war durchweg positiv. Was natürlich fehlt - trotz aller Anstrengungen, dies technisch irgendwie zu ermöglichen - ist das Netzwerken. Der Verband bot hierfür in der Vergangenheit mit der Jahrestagung immer eine perfekte Plattform, diese ist nun größtenteils weggefallen. Daran müssen wir uns alle gewöhnen, auch wenn es – auch mir selbst – sehr schwer fällt. Denn wir Menschen sind nun einmal (größtenteils) soziale Wesen, die von der Interaktion mit anderen Menschen leben. Und das kommt dieser Tage deutlich zu kurz. Was würden wir anders machen? Angebote deutlicher fokussieren, mehr Möglichkeiten zur Interaktion mit den Teilnehmern schaffen. Ansonsten war das schon ein guter Start in die digitale Veranstaltungswelt.

CallCenterProfi: In "normalen Zeiten" würden sich Ende eines Jahres schon viele Branchenvertreter auf die CCW im Frühjahr in Berlin vorbereiten. Die wurde ja bekanntlich aufgrund der Pandemie-Situation in den Sommer verschoben. Was glauben Sie: Wird der CCW der Shift ins "New Normal" gelingen und wie muss sich die "Leitveranstaltung der Branche" aufstellen, um modernen Besucher- und Ausstelleransprüchen gerecht zu werden.

Egelseer: Ich wünsche mir sehr, dass die CCW ein Format finden wird, mit dem sie der Branche weiter als die Branchenmesse schlechthin dienen kann. Ich fürchte allerdings, dass die Zurückhaltung vieler Unternehmen noch sehr groß sein wird, was derartige Formate angeht. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass vieles in der Welt anders bleiben wird. Vom ausgedienten Handschlag bis hin zu Großveranstaltungen und -messen. Das kann man nun betrauern, das hilft aber nichts. Selten ist – so zumindest meine feste Überzeugung – etwas schlechter geworden auf der Welt. Es wird anders – und wir haben es in der Hand, die Dinge zum Guten beziehungsweise Besseren zu wenden.

_________________________
Sie wollen mehr wissen? Weitere Interviews mit Veranstaltern virtueller Branchenevents sowie den kompletten Beitrag aus der aktuellen CallCenterProfi-Ausgabe finden Sie hier ...

Passende Inhalte

Passend im Marktplatz

Business