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Umfrage zu Homeoffice und Erreichbarkeit: Regelungen zur Erreichbarkeit immer noch die Ausnahme

 – Alexander Jünger

Fach- und Führungskräfte wollen die eindeutigen Vorteile mobiler Arbeit, der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten im „New Normal“ nicht mehr missen: Vor allem schätzen sie die Flexibilität (fast 80 Prozent) und die bessere Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben (76 Prozent). Im Homeoffice verschwimmen aber auch weiter die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Das kann zu überlangen Arbeitszeiten und gesundheitlichen Belastungen führen. Die aktuelle Umfrage des Berufsverbandes DFK – Verband für Fach- und Führungskräfte zeigt, wie Vorgesetzte damit umgehen und was sie sich für die Zukunft wünschen.

49 Prozent der Fach- und Führungskräfte bestätigen, dass sie mit den digitalen Kommunikationsmöglichkeiten schlechter abschalten können. Dies ist ein hoher Wert, der zeigt, dass auch gesundheitliche Risiken in den neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit stecken. 45 Prozent der Befragten stimmen voll und ganz oder eher der Aussage zu, dass Homeoffice und die digitale Kommunikation zu einer höheren gesundheitlichen Belastung führen. Auch dieser Wert ist hoch - zu hoch.

Allerdings sind die Werte im Vergleich zu der Studie 2012 zurückgegangen: Damals sagten noch ganze 78 Prozent, dass sie schlechter abschalten können und zwei Drittel, dass sie gesundheitlich hierdurch höher belastet sind. Die Fach- und Führungskräfte haben in der Zwischenzeit also Wege gefunden, trotz Erreichbarkeit zumindest besser abschalten zu können und achtsamer mit den digitalen Medien umzugehen. Das zeigt auch die Tatsache, dass heute 51 Prozent der Befragten sagen, dass die Erreichbarkeit allein ihre Entscheidung sei. Dieser Wert lag vor zehn Jahren bei nur 32 Prozent, so dass wir in den Unternehmen eine höhere Selbstbestimmtheit als Voraussetzung für einen achtsamen Umgang vorfinden.

Einfach auch mal abschalten
Ein bewussterer Umgang mit den digitalen Kommunikationsmitteln zeigt sich auch bei der Frage danach, wann Fach- und Führungskräfte außerhalb der Dienstzeiten für ihr Unternehmen erreichbar sind (siehe auch Grafik): Zwar sind die Befragten immer noch mit hohen Werten auch außerhalb der Arbeitszeit erreichbar. Allerdings sind die Werte nicht so hoch, wie sie es noch 2012 waren. Die Fach- und Führungskräfte können sich 2022 besser von der Arbeit abgrenzen als es noch vor zehn Jahren der Fall war.

Maßnahmen zur Einschränkung immer noch Ausnahme
Nur selten sind Maßnahmen zur Einschränkung der Erreichbarkeit in Unternehmen etabliert. 65 Prozent der Befragten sagen, dass es keine Maßnahmen gibt. Da es 2012 81 Prozent waren, zeigt sich, dass die ständige Erreichbarkeit ins Bewusstsein gekommen ist. Allerdings hat sich konkret nicht viel getan: Betriebsvereinbarungen, betriebsinterne Regelungen wie Zeiterfassung mit Überstundenausgleich oder ähnliches sind nach wie vor die Ausnahme. Ein großer Teil der Befragten wünscht sich aber Maßnahmen vom Unternehmen. Jeder vierte möchte technische Vorkehrungen wie Mailunterdrückung nach 18 Uhr oder betriebsinterne Regelungen. Es folgen die Appelle an Mitarbeiter und Vorgesetzte.

Deutlich wird aber auch: Die Befragten wollen betriebsinterne Lösungen. „Eine gesetzliche Regelung zur Regelung der Erreichbarkeit wollen nur 13 Prozent der Befragten", so DFK-Vorstand Nils Schmidt. "Auch wenn die Fach- und Führungskräfte Homeoffice zukünftig intensiv in Anspruch nehmen möchten: Einen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice lehnen sie auch hier zu 60 Prozent überwiegend ab – ein klares Signal Richtung Berlin".

Es geht nicht mehr um die Frage, ob die neue Arbeitswelt hybrid sein wird, sondern nur noch darum, wie wir diese gestalten. DFK-Verbandsgeschäftsführer Sebastian Müller: „Mit Blick darauf, dass die durch die Pandemie nun in der Praxis erprobten Möglichkeiten der Zusammenarbeit bleiben und diese auch eingefordert werden, bedarf es betrieblicher Konzepte für ein gesundes Maß und einen guten Mix aus virtueller und physischer Zusammenarbeit. Auch wenn die Fach- und Führungskräfte bewusster und selbstbestimmter mit der digitalen Kommunikation umgehen, sie wünschen sich dabei betriebsinterne Leitplanken, die in der Praxis immer noch viel zu selten sind.“

Über die Studie:
Für die Erhebung wurden rund 600 Fach- und Führungskräfte befragt, davon knapp 50 Prozent Leitende Angestellte sowie außertarifliche Angestellte (27 Prozent) und Geschäftsführer (rund 18 Prozent) – zur Hälfte in Unternehmen über, zur anderen Hälfte unter 1.000 Mitarbeitern tätig. Im Jahre 2012 wurde eine vergleichbare Umfrage durchgeführt, die "DFK-Erreichbarkeitsstudie", so dass ein Vergleich mit den Werten der Studie von vor zehn Jahren gezogen werden kann.

Eine Zusammenfassung der Umfrageergebnisse ist hier abrufbar ...

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