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Studie zum Welt-Passwort-Tag: Passwort-Hygiene mangelhaft

 – Alexander Jünger

Deutsche Verbraucher nehmen lieber Unangenehmes in Kauf, als spezifische Passwörter für jedes Onlinekonto zu erstellen. Das zeigt eine aktuelle Studie von Onfido unter rund 1.000 Verbrauchern in Deutschland, die in der vergangenen Woche vorgestellt wurde. Demnach würde jeder vierte Befragte in Deutschland lieber seine Steuererklärung machen und jeder sechste würde lieber in einer Warteschlange stehen, um die Kfz-Zulassung oder den Führerschein zu aktualisieren.

Onfido, ein Anbieter von digitaler Identitätsprüfung und Authentifizierung, hat in einer internationalen Studie mehr als 4.000 Verbraucher zu ihren Passwortgewohnheiten befragt. In Deutschland nahmen 1.007 Verbraucher an der Studie teil. Die Ergebnisse zeigen, dass viele deutsche Verbraucher lieber unangenehme Alltagsaufgaben erledigen, als für jeden Dienst, der genutzt wird, ein eigenes Passwort zu erstellen. Jeder Zehnte verwendet daher immer noch dasselbe Passwort für sämtliche Logins.

Trotz allgemein bekannter Sicherheitsrisiken sind Passwörter nach wie vor der Standard für den Zugang zu Onlinediensten und für die Nutzerauthentifizierung bei Software-Anwendungen. Durchschnittlich verfügt jede Person über 100 Passwörter. Die Umfrageergebnisse von Onfido zeigen: Viele Verbraucher empfinden die Erstellung von Passwörtern als umständlich und halten es mit der Passworthygiene nicht sehr genau. Dies kann nicht nur die Verbraucher selbst, sondern auch die Marken, deren Services und Angebote sie nutzen, gefährden.

Um herauszufinden, wie lästig die Passworterstellung für Verbraucher wirklich ist, sollten die Studienteilnehmer eine Rangliste erstellen: Sie mussten zuordnen, welche Dinge sie lieber tun würden, als für jeden Onlinedienst ein eigenes Passwort zu erstellen. Demnach würde jeder vierte Befragte in Deutschland (19 Prozent) lieber seine Steuererklärung machen und jeder sechste (15 Prozent) würde lieber in einer Warteschlange stehen, um die Kfz-Zulassung oder den Führerschein zu aktualisieren. 14 Prozent würden es sogar bevorzugen, Farbe beim Trocknen zuzuschauen und jeder Zehnte zieht eine Wurzelbehandlung vor, statt sich mit dem Thema Passworthygiene zu befassen.

Jeder zweite Verbraucher würde biometrische Verfahren nutzen
Viele Befragte sind der Überzeugung, dass eine Zukunft ohne Passwörter unmittelbar bevorsteht. Im internationalen Vergleich ist Frankreich hier besonders optimistisch: Jeder dritte Befragte (31 Prozent) aus Frankreich sagt, dass sich das Thema Passwörter in zwei bis drei Jahren erledigt haben wird. In Deutschland sind nur 13 Prozent dieser Meinung, in Großbritannien 15 Prozent und in den USA 25 Prozent.

Die Mehrheit (58 Prozent) der Befragten weltweit gibt an, dass sie biometrische Verfahren (etwa Fingerabdruck oder Gesichtsbiometrie) anstelle eines Passworts für alle ihre Konten verwenden würden, wenn die von ihnen genutzten Marken und Dienste dies anbieten würden. Auch die deutschen Befragten sind biometrischen Verfahren gegenüber aufgeschlossen, über die Hälfte (54 Prozent) könnte sich vorstellen, biometrische Verfahren zu nutzen.

Passworterstellung oftmals zu offensichtlich
Nur jeder dritte Verbraucher (38 Prozent) in Deutschland gibt an, dass die oberste Priorität bei der Passworterstellung die Sicherheit des Passworts ist, also wie schwer das Passwort zu knacken ist. Jeder Vierte sagt, dass die Erfüllung der Anforderungen des jeweiligen Dienstes oberste Priorität hat. Für fast 13 Prozent ist die Einfachheit des Passwortes das Wichtigste und etwa jeder Zehnte sieht die Übereinstimmung mit anderen Passwörtern als vorrangig an.

Am liebsten lassen sich deutsche Verbraucher bei der Passworterstellung von folgenden Dingen inspirieren:

  • Geburtstage (22 Prozent)
  • Haustiernamen (18 Prozent)
  • Hobby (17 Prozent)
  • Namen von Familienmitgliedern (16 Prozent)
  • Jahreszeit, Monat oder Jahr (14 Prozent)
  • Titel oder Texte von Liedern (11 Prozent)
  • Mädchenname der Mutter (10 Prozent)

Das Risiko dabei: Hacker können viele dieser Informationen zu einer bestimmten Person mit nur wenigen Suchvorgängen online finden und kompromittieren.

Jeder dritte Verbraucher in Deutschland (33 Prozent) verwendet etwa fünf Passwörter abwechselnd für alle Konten. 17 Prozent nutzen ein Passwort, das sie je nach Bedarf an die Anforderungen der Onlinekonten (Länge, Sonderzeichen) anpassen. Einer von zehn (elf Prozent) nutzt sogar immer dasselbe Passwort.

Bei Bankgeschäften oder Smart Home-Anwendungen hat Komplexität Vorrang
In der Umfrage wurden die Verbraucher außerdem gebeten, auf einer Skala von eins bis fünf anzugeben, in welchen Fällen sie ein komplexes aber sichereres Passwort bevorzugen und wann sie einem unsicheren, aber einprägsamen Passwort den Vorrang geben. Vor allem bei Bankgeschäften (60 Prozent), Kryptowährungsbörsen (51 Prozent), Smart Home-Anwendungen (46 Prozent) und beruflich genutzter Software (39 Prozent) entschieden sich viele der Befragten aus Deutschland für „komplex und sicher“. Am wenigsten Wert auf ein komplexes, sicheres Passwort legen sie bei Online-Modehändlern (20 Prozent), Online-Supermärkten (19 Prozent) und Essenlieferdiensten (18 Prozent).

„Passwörter sind eine unzureichende Form der Authentifizierung, da es in der Verantwortung der Verbraucher liegt, sich diese zu merken und ihre Komplexität sicherzustellen", sagt Sarah Munro, Director of Personal Identity bei Onfido. "Weil Cyberkriminelle heute hochentwickelte Angriffe mit Daten aus dem Dark Web durchführen, können selbst die längsten und scheinbar stärksten Passwörter relativ einfach zu hacken sein." Munros Empfehlung: "Unternehmen sollten deshalb in biometriebasierte Technologien investieren, die ein sichereres und zugleich komfortables Erlebnis für die Nutzer bieten."

Über die Studie:
Der Befragungszeitraum der von Censuswide durchgeführten Studie war von 20. bis 26. April 2021. Neben deutschen Verbrauchern nahmen auch jeweils rund 1.000 Personen aus Frankreich, Großbritannien und den USA teil.

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