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Interview: "Mit Gamification schneller und effektiver lernen"

 – Alexander Jünger

Zum Thema „Gamification“ sprach CallCenterProfi mit Sten Hübler. Der Spiele-Spezialist war nach seinem Medientechnik-Studium unter anderem Lead Level-Designer in der mehrfach ausgezeichneten Frankfurter Spiele-Schmiede Crytek. Aktuell ist er bei Mircosoft in Vancouver (Kanada) beschäftigt, wo er an einem noch unangekündigten Spiel arbeitet.

CallCenterProfi: Herr Hübler, an Sie als Spiele-Experten die Frage: Was verbirgt sich hinter dem Trendbegriff „Gamification“ im Bereich der Wissensvermittlung und wie soll es wirken?

Hübler: Gamification selbst baut auf den Prinzipien von gutem Spiele-Design auf, die man wiederum auf die Erkenntnisse von Mihaly Csikszentmihalyi zur Flow-Theory zurückführen könnte.

CallCenterProfi: Aha! Und wie erklären Sie die Grundprinzipien einem Laien?

Hübler: Im Prinzip beruht Gamification auf drei wesentlichen Elementen:

1. Die Aktivität hat deutliche Ziele: Sowohl Spiele als auch Anwendungen, die sich Gamification zunutze machen, konzentrieren sich oft darauf, dem Benutzer eine Zielstellung besser zu verdeutlichen. Aufgaben werden klar formuliert und in kleinere Teilaufgaben gesplittet.

2. Die Aktivität hat unmittelbare Rückmeldung: Es geht im Grunde genommen um gute und unmittelbare Rückmeldung – ein konstruktives Feedback. Sound-Effekte und Grafiken belohnen für erfolgreich gelöste Aufgaben, und der Nutzer kann jederzeit erkennen, wie weit er momentan von bestimmten Etappenzielen entfernt ist und was zu tun ist, um diese zu erreichen. Man integriert so etwas wie „Experience Points“ und „Levels“ (Etappenziele), um das eigene Vorankommen besser sichtbar zu machen und vor allem vergleichbar mit anderen – wenn auch (meist) anonymisiert.

3. Anforderung und Fähigkeit sollten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, sodass keine Langeweile, aber auch oder keine Überforderung entsteht: Durch den spielerischen Charakter von Gamification lassen sich die Aufgaben und Herausforderungen langsam, aber dennoch stetig steigern. Dem Nutzer werden immer neue Möglichkeiten angeboten, um schwerere Aufgaben besser zu leisten.

CallCenterProfi: Das klingt fast so, als sei Gamification der neue Heilsbringer in Sachen Qualifizierung und Wissensvermittlung. Gibt es auch Schattenseiten?

Hübler: Gamification kann helfen, schneller und effektiver zu lernen, und bietet gute Möglichkeiten, dem Nutzer eine direkte Rückmeldung zu geben. Und es lassen sich damit auch klare Ziele definieren. Gamification lässt sich aufgrund dieser Tatsache jedoch auch einfach missbrauchen. Ich kann dem Nutzer vorgaukeln, voranzukommen, ohne dass er dies tatsächlich tut. Mit „künstlichen“ Belohnungen – wie Sound-Effekten, Animationen oder Highscores – kann außerdem eine Art Sucht beim Nutzer ausgelöst werden. Diese kann Lernfortschritte suggerieren, ohne jedoch wirklich einen Mehrwert zu entwickeln.

CallCenterProfi: Als Joker für Ihre erste Antwort eine Zusatzfrage: Ist der Begriff „Gamification“ nicht nur sprichwörtlicher „alter Wein in neuen Schläuchen“? War Wissensvermittlung nicht schon seit jeher davon abhängig, wie interessant das zu erlernende Wissen vermittelt wird und wie die „Belohnung“ aussieht?

Hübler: Nur bedingt. Natürlich werden ähnliche Prinzipien ja auch im Schulbereich benutzt, indem versucht wird, Wissen interessanter zu vermitteln, und durch Noten oder ein Punktesystem der Fortschritt oder Erfolg dargestellt wird. Gamification geht aber viel weiter. Aufgrund der Möglichkeiten, die das digitale Umfeld der Lösung bietet, gibt es viel bessere Methoden zur Motivation, zur Darstellung der Erfolgsschritte und zur Zusammenarbeit der Mitarbeiter.

Mehr zu den Erkenntnissen der Flow-Theory von Mihaly Csikszentmihalyi erfahren Sie hier http://de.wikipedia.org/wiki/Flow_(Psychologie).

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