CallCenter Profi

CCV fordert Änderung der Vergabepraxis bei Impfhotlines

 – Alexander Jünger

Presseberichten zufolge werden auch Subunternehmen außerhalb Deutschlands und der Europäischen Union eingesetzt, um im Rahmen der Pandemiebekämpfung Impfhotlines zu betreuen. Der Call Center Verband Deutschland e. V. (CCV) fordert jetzt eine Änderung dieser Vergabepraxis zugunsten von Call und Contact Centern mit Sitz in Deutschland.

Die deutsche Wirtschaft leidet massiv unter den Folgen der Pandemie. Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge verlor die deutsche Volkswirtschaft durch die COVID-19-Pandemie bislang mehr als 212 Milliarden Euro. Nach aktuellen Daten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) belaufen sich die Corona-Hilfen für Unternehmen auf mehr als 76 Milliarden Euro. Zudem befanden sich laut Statistischem Bundesamt pandemiebedingt zwischenzeitlich fast sechs Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit. Bereits im Jahr 2020 bot der CCV im Namen seiner Mitglieder Bund, Ländern und Behörden seine Unterstützung bei der Bewältigung der Pandemie an und erneuerte sein Unterstützungsangebot zu Jahresbeginn 2021 (CallCenterProfi berichtete).

„Während hierzulande viele Unternehmen Kurzarbeit anmelden müssen, wird bei der öffentlichen Vergabe an einen Contact Center-Dienstleister von den öffentlichen Stellen offenbar akzeptiert, dass zumindest Teile der Auftragsbearbeitung ins Ausland verlagert werden", kritisiert CCV-Präsident Dirk Egelseer. Es sei "nicht bekannt, wie und ob überhaupt sichergestellt wird, wie viele Anteile der Auftragsabwicklung ins Ausland gehen und ob dort rechtliche Mindeststandards eingehalten werden", so Egelseer. Warum in Zeiten einer derartigen Krise nicht der Fokus auf deutsche Arbeitsplätze und -standards gelegt wird,  sei aus seiner Sicht "schwer nachvollziehbar". Egelseer verweist darauf, dass "inländische Call und Contact Center ... hohen arbeits-, datenschutz- sowie wettbewerbsrechtlichen Vorgaben des deutschen und europäischen Gesetzgebers sowie den Mindestlohnstandards" unterliegen. Bei nicht in Deutschland und der EU ansässigen Anbietern sei dies "nicht der Fall".

„Möglicherweise sind auch Subunternehmer beteiligt, die mit dem beauftragten Contact Center-Dienstleister nichts zu tun haben", ergänzt CCV-Vizepräsident Roy Reinelt. Er fragt sich, "wer kontrolliert, dass die bei der Vergabe berücksichtigten Contact Center-Dienstleister ihre Aufträge nicht outsourcen und so ihren Gewinn vergrößern?" Aus Reinelts Sicht wäre das "moralisch stark verwerflich" und eine "Änderung der Vergabepraxis ... daher erforderlich"!

Die beste Wirtschaftshilfe gerade in Zeiten der Pandemie ist aus Sicht des CCV, den inländischen Unternehmen im Rahmen der Vergabe von Aufträgen Verantwortung bei der Bewältigung dieser historischen Krise zu übertragen und die Verlagerung ins Ausland mit niedrigeren Schutzstandards zu vermeiden. Hiermit würde die Politik den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Beschäftigung nachhaltig sichern. Auch die deutsche Call und Contact Center-Branche leidet unter den Folgen der Pandemie. Es sei "unverständlich, dass Bund und Länder die Unternehmen nicht mit einer entsprechenden Vergabepraxis unterstützen".

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