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Bitkom-Studie: digitale Mittel im Kampf gegen Corona noch Mangelware

 – Alexander Jünger

In zwei kürzlich veröffentlichten Umfragen des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (bitkom) wurde deutlich, dass es bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie vor allem an einem breiten Einsatz digitaler Technologien hapert. Eine Umfrage bezog sich auf die Nutzung und Akzeptanz der Corona-Warn-App - eine andere untersuchte speziell Fragen zur Corona-Schutzimpfung.

Ob bei der Terminvergabe für eine Schutzimpfung, der Unterbrechung von Infektionsketten oder der Übermittlung von Testergebnissen: Drei Viertel der Menschen in Deutschland (75 Prozent) wünschen sich einen stärkeren Einsatz digitaler Technologien, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen. „Jede neue Phase der Corona-Pandemie legt neue digitale Defizite in Deutschland frei. Seit kurzem wissen wir auch, dass den meisten Bundesländern die Organisation der Impftermine nicht wirklich gut gelingt. Dabei ließe sich das Corona-Virus digital so viel einfacher bekämpfen“, bilanziert Bitkom-Präsident Achim Berg. „Die Ausbreitung des Corona-Virus können wir nicht mit Fax, Bleistift und überlasteten Telefonhotlines verhindern, sondern mit Datenplattformen, einer bundesweit einheitlichen digitalen Organisation von Impfterminen und einer Corona-Warn-App, deren Potentiale besser ausgeschöpft werden.“

Impftermin-Vergabe: Online vor Telefon
Gefragt danach, auf welche Weise Bürger am liebsten einen Impftermin vereinbaren würden, wenn sie die freie Wahl hätten, zeigt mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland eine klare Präferenz: 59 Prozent wollen online ihren Impftermin vereinbaren, davon 43 Prozent per App via Smartphone oder Tablet und 16 Prozent per Website. 27 Prozent ziehen eine telefonische Terminvereinbarung vor. Aktuell ist die Terminvergabe von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. Während manche Länder ausschließlich eine telefonische Terminvereinbarung zulassen, gibt es in anderen Ländern auch ein Terminportal, das per Internet-Browser aufgerufen werden kann.

In der Praxis funktionieren diese Lösungen jedoch häufig nur unzureichend. Fast jeder Zweite (49 Prozent) hat bis Anfang Februar versucht, telefonisch oder online einen Impftermin für sich selbst oder eine andere Person zu vereinbaren, aber nur in sechs Prozent der Fälle ist das reibungslos gelungen. Viele sind an überlasteten Hotlines oder Buchungsplattformen gescheitert – und haben dabei oft Dutzende Versuche unternommen. Jeder Siebte (14 Prozent) hat es maximal 15 Mal probiert. Jeder Fünfte (21 Prozent) hat immerhin 15 bis 25 Versuche unternommen, erneut anzurufen oder die Buchungsseite neu zu laden. 37 Prozent haben nach 50 Anläufen aufgegeben. Fast jeder Dritte (29 Prozent) hat sogar über 50 Mal versucht, online oder per Telefon einen Impftermin zu vereinbaren – jeder Zwanzigste (fünf Prozent) nach eigenem Bekunden sogar über 100 Mal.

Pandemiebekämpfung vs. Datenschutz
In Fragen des Datenschutzes ist die Bevölkerung gespalten: Während 59 Prozent meinen, der Datenschutz erschwere die Bekämpfung der Pandemie, begrüßen 43 Prozent, dass der Datenschutz auch in dieser besonderen Zeit nicht gelockert wird. Dabei stimmen zehn Prozent der Befragten beiden Aussagen zu – sie sehen den Datenschutz also als Hemmschuh der Pandemiebekämpfung, nehmen dies aber bewusst in Kauf. „Viele Menschen sind in Fragen des Datenschutzes zutiefst verunsichert. Dazu haben immer wiederkehrende Datenskandale beigetragen, dazu trägt aber auch die permanente Panikmache wegen rein theoretischer Risiken bei“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg und fordert eine Versachlichung der Debatte und eine neue Balance von Grundwerten. Berg: „Wir müssen die Daten der Menschen schützen, wir müssen aber auch ihre Gesundheit schützen.“

Über die Umfragen:
Grundlage der Angaben sind zwei Umfragen, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat: Zum einen wurden im Januar 2021 insgesamt 1.004 Personen in Deutschland ab 16 Jahren zur Corona-Warn-App telefonisch befragt. Anfang Februar 2021 wurden 1.005 Personen in Deutschland ab 16 Jahren zur Corona-Impfung telefonisch befragt. Die Umfragen sind repräsentativ - mehr Informationen dazu finden Sie hier ...

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